(Männer-)Körper in (Calvin-Klein-)Werbungen

Eine Gruppe von Männern hat auf Buzzfeed bekannte Calvin-Klein-Werbungen neu inszeniert. Die sechs Männer haben dieselben Posen wie sechs bekannte Stars eingenommen während sie Calvin-Klein-Unterwäsche trugen. Die Models sind natürlich alle muskulös, groß, schlank und gutaussehend – nahezu perfekt. Die andere Gruppe? Einfach ganz normale Männer unterschiedlicher Größe, unterschiedlichen Gewichts, unterschiedlichen Körperbaus und unterschiedlicher Hautfarbe. Das selbe hat eine Gruppe von sechs Frauen mit der neusten Victoria’s-Secret-Bademode gemacht, die Models ebenso beinahe perfekt und sehr ähnlich, die Frauen total unterschiedlich und einfach ’normal‘.

Warum macht Buzzfeed sowas? Weil Männer und Frauen perfekte Körper vorgesetzt bekommen und damit unter Druck gesetzt werden, ebenfalls „perfekt“ sein zu müssen. Nicht nur Frauen wird eine Perfektion, die kaum oder gar nicht zu erreichen ist, aufgezwungen, sondern auch Männern. Weil es immer nur EIN Ideal gibt, das nicht alle erreichen können. Die Vielfalt der Menschen wird einfach unterschlagen und nur ein bestimmter Typ gezeigt.

Ich finde es super, das immer mehr Menschen sich zur Aufgabe gesetzt haben, unterschiedliche Körperformen zu präsentieren. Solche Werbungen und die Gegenmaßnahem zeigen, wie sehr die Medien und die Werbung versuchen Einfluss zu nehmen und versuchen uns irgendetwas einzureden. Es geht immer darum, wie wir aussehen müssen, was wir essen sollen oder besser nicht essen sollen, was wir anziehen sollen, wohin wir gehen sollen, wie viel Sport wir treiben sollen und so weiter. Immer Selbstoptimierung, immer ein Streben nach mehr. Denn so, wie man ist, ist man nicht gut.

Auch das ist in meinen Augen alltäglicher Sexismus, wenn Männer und auch Frauen jeden Tag gezeigt bekommen, was sie tun sollen, weil sie ein Mann oder eine Frau sind, wie sie aussehen sollen, weil sie ein Mann oder eine Frau sind und was sie kaufen sollen, weil sie ein Mann oder eine Frau sind und immer wird mit der Unzufriedenheit der Menschen gespielt. Den Menschen wird ein Ideal vorgesetzt, dass nicht zu erreichen ist, entweder, weil es so selten ist oder weil es aufgrund Photoshops gar nicht existiert. Die Menschen werden unzufrieden und als nächstes wird ihnen ein Produkt vorgesetzt, mit dem sie ihre Unzufriedenheit und Unsicherheit optimal kaschieren können und so werden sie zum Kauf irgendwelcher Produkte verführt. Waren früher nur Frauen die Zielgruppe, so werden auch immer mehr Männer zur Zielgruppe erklärt. Klar, es ist ein riesiger Markt. Wäre ja unrentabel, wenn man eine komplete Gruppe ausschließen würde.
Leider ist es sehr traurig, wenn die Gleichstellung der Geschlechter derart abläuft, dass sie in gleichem Maße manipuliert und unter Druck gesetzt werden.

Sexistische Waschanleitung

Ein Shirt in dem steht: „Give this jersey to your woman. It’s her job“ klingt erst einmal wie ein Witz? Ist es leider nicht, hier gehts zum Spiegel-Artikel. Ich finde dieses Shirt einfach nur daneben, impliziert es doch, dass nur Frauen Ahnung vom Waschen haben. Der Hersteller selbst schrieb dazu, dass man das Shirt, bevor man es versaut, lieber einer Frau geben soll, die Ahnung hat. Nun, Frauen kommen auch nicht auf die Welt und haben Ahnung vom Haushalt, sie bekommen es beigebracht (viele Männer mittlerweile zum Glück auch!), aber die haben keine innere Wesensessenz, die ihnen die Fähigkeit verleiht, Wäsche richtig zu sortieren, zu Kochen und zu Putzen.
Das Problem ist, dass es vielleicht witzig gemeint war (HAHA….), aber erstens einfach nicht witzig ist und zweitens können vielleicht Erwachsene erkennen, dass es ironisch oder mit einem Augenzwinkern gemeint war, jedoch können Kinder das nicht. Bei Kindern prägt sich so etwas ein, die rennen dann mit dem Shirt zu Mami und nicht zu Papi und gehen von klein auf, davon aus, dass Hausarbeit Frauensache ist und hinterfragen das nicht und wenn wir Erwachsenen das nicht hinterfragen, wer denn dann? Es ist unsere Pflicht, Kindern zu erklären: Nein, Stopp, moment mal – so ist es nicht. Wir dürfen das einfach nicht ignorieren und davon ausgehen, dass die das dann schon verstehen. Das tun sie nämlich nicht.
Kinder entwickeln mit dem, was man ihnen zutraut und ihnen anvertraut, eine Identität und wenn ein kleiner Junge die Identität und das Bild von sich entwickelt: ich kann das eh nicht, ich bin ein Junge und die Mädchen können das besser, dann lernt er es nicht und kann es folglich auch nicht. Ebenso bekommt ein Mädchen das Bild von sich: ich bin ein Mädchen, ich muss das machen und das können und ein Junge kann das nicht und fragt ihn nie, ob er es übernimmt.
Ganz einfaches Beispiel: einem Mädchen wird nicht zugetraut, dass es fangen kann, von klein auf, also übt man mit dem Mädchen auch nie Fangen und Werfen und sie lernt es niemals und kann es dann später auch nicht. Nicht, weil sie es biologisch nicht kann, sondern weil man nur durch Übung so etwas kann und nicht spontan. Ihr Bild von sich, ich kann das nicht (weil ich ein Mädchen bin). Mit einem Jungen übt man Werfen und Fangen ständig, weil man davon ausgeht, dass er es kann bzw. können muss. Er lernt es und kann es irgendwann und hat auch von sich die Überzeugung, dass er es kann. Jetzt kann man sagen, die Mädchen WOLLEN das garnicht lernen. Aber klar, wenn man es nicht mit ihnen macht, dann wollen sie es irgendwann auch nicht, weil es ja keinen Spaß macht, wenn man es nicht hinkriegt.
Später wirft man einer Frau was zu und sie versaut es, weil sie es nie gelernt hat und schon hat man sein ach so tolles Klischee oder auch Vorurteil bestätigt.
So funktioniert das leider und mit ein bisschen Transferleistung im Oberstübchen kann man das auf jede Situation übertragen, in der Männer und Frauen ach so verschieden sind, wenn es um die Fähigkeiten geht.

Aus der Rubrik „alltäglicher Sexismus“. Heute: der Junge und der Hello Kitty-Schirm

Ich sah einen kleinen (vielleicht 2-jährigen) Jungen, der mit einem pinken Hello-Kitty-Schirm spielte. Er klappt ihn auf und zu und war einfach glücklich, diese neue Entdeckung zu machen. Zu meiner Begleitung sagte ich: „Warte ab, gleich kommt eine (männliche) Bezugsperson und nimmt dem kleinen Jungen den Schirm, mit Verweis auf sein Geschlecht und die Farbe des Schirmes, ab.“
Es dauerte nicht einmal 10 Sekunden, als ein Mann, vermutlich der Vater, mit den Worten: „Hey, das ist die falsche Farbe!“, dem Kleinen den Schirm wegnahm, ihn zusammenklappte und wegräumte. Der kleine Junge stand da und war vollkommen ratlos, was gerade passiert ist und hat null verstanden, warum er mit dem Schirm nicht spielen darf.
Ich frage mich bei sowas doch tatsächlich, was sich der Vater dabei denkt – ist es denn so schlimm, wenn ein kleiner Junge mit einem pinken Schirm spielt? Was soll denn schon passieren, wenn sein Sohn mit einem pinken Hello-Kitty-Schirm spielt? Ich hab bisher noch nie von einem Fall gehört, dass einem Jungen der Penis abgefallen ist oder er schwul wurde, weil er mit 2 mit einem pinken Schirm gespielt hat.
Es ist wirklich, wirklich traurig, wie sehr manche Väter Angst um die Männlichkeit ihrer Söhne haben, so dass ich mich doch frage, wie prekär und zerbrechlich ihre Männlichkeit doch wohl ist, wenn ein pinker Schirm in den Händen ihres Sohnes sie zum Einstürzen bringen kann.
Da sind wir wieder beim alltäglichen Sexismus, den manche als überhaupt nicht schlimm empfinden, ich jedoch absolut daneben finde. Ich kann dazu nur Pinkstinks zitieren: „the problem is not that I see sexism everywhere the problem is that you don’t“. Klar, es schadet dem Jungen in dem Moment natürlich nicht, dass er nicht mit dem pinken Schirm spielen darf. Die Konsequenz ist jedoch, dass er, wenn er alle pinken ‚Mädchenartikel‘ aus der Hand genommen bekommt, sich irgendwann immer davon fernhält und sie auch als Mädchensachen klassifiziert. Das wiederum führt dazu, dass er ein ganz klares Mädchenbild bekommt: süß, lieb, nett, pink und immer schön anzusehen – das Bild, das uns die Medien und vor allem die Spielzeughersteller so gerne aufdrücken.
Aber Mädels sind viel mehr, als nur süß, nett und pink! Und je früher das bei allen ankommt, desto besser!

Facebook, Hass, Nazis und „Patrioten“

Ich bin gerade ziemlich erschüttert, wieviel Hass auf der Welt, im Internet und letztendlich im facebook herrscht und geschürt wird! Durch Surven und Herumklicken bin ich auf verschiedenen Seiten gelandet, Seiten im facebook, die, gelinde gesagt, eher dem rechten Sektor zuzuordnen sind. Keine Ahnung, wie ich da gelandet bin, denn es ist auf keinen Fall meine Gesinnung! Jedenfalls habe ich mir unter Anderem einige Beiträge auf der Seite „Für Familie, Volk und Heimat – Multikulti und Islamisierung stoppen!“ angeschaut und auch die dazugehörigen Kommentare. Ich muss sagen, ich bin wirklich erschrocken, was die Leute da von sich geben. Viele nicht einmal anonym, sondern mit ihrem vollen Namen und mit Bild. Ich dachte immer, dass die Menschen sich aufgrund der Anonymität des Internets eher zu verbalen Entgleisungen hinreißen lassen, aber scheinbar sind die von der Richtigkeit und der Unanfechtbarkeit ihrer Aussagen so überzeugt, dass sie sich auch nicht-anonym hasserfüllt auf facebook auslassen. Ein Bild an dem ich hängen geblieben bin, war ein Bild von einer Münchner AIDS-Kampagne. Die Frau auf dem Bild hält zwei Schilder hoch. Auf dem einen steht: „mit HIV kann ich leben“ und darunter „mit Nazis nicht“ und auf dem anderen steht: „kein Sex mit Nazis!“. Ihr könnt das Bild übrigens hier sehen. Ob ich die Kampagne jetzt gut finde, da bin ich mir selbst noch nicht sicher. Einerseits, ja, man kann mit HIV leben, aber eine solche Aussagen führt doch vielleicht dazu, dass viele unvorsichtig werden, was Verhütung angeht, „weil man damit ja ganz gut leben kann“. Das ist vielleicht nicht die richtige Message. Die Message: kein Sex mit Nazis! – die unterschreibe ich sofort, bzw. die finde ich sehr gut. Ja, die wird auch sehr häufig sehr plakativ vom radikalen linken Sektor genutzt, der vielleicht auch nicht komplett unumstritten ist, aber ich finde es dennoch eine ganz gute Leitlinie, mein Leben zu leben. Was jetzt Sex und Nazis und AIDS genau miteinander zu tun haben, okay, da steige ich auch ein wenig aus. AIDS kommt sicherlich nicht von den Nazis, genauso wenig es von den Homosexuellen kommt. Es fällt mir tatsächlich ein bisschen schwer, diese Kampagne bzw. diese Schilder anzunehmen, so ganz funktioniert es für mich nicht.

Der eigentlich Punkt aber, der mich zu dem Blog-Eintrag gebracht hat ist der, dass unter dem Bild so krasse Kommentare zu der Frau und deren Aussehen gemacht wurden, dass ich wirklich entsetzt bin. „Die verhütet doch mit ihrem Gesicht!“ und „Die will doch eh keiner!“ sind noch die nettesten Kommentare. Richtig eklig waren dann Aussagen wie: „Bimboschlampe!“ „die soll sich doch von den Negern vögeln lassen“ und noch andere viel schlimmere, die ich hier echt nicht schreiben will. Ich frag mich halt einfach gerade, was mit der Welt und mit den Menschen los ist. Wie schlimm sind Menschen zu anderen Menschen! Was geht eigentlich ab!? Mal abgesehen von den ganzen Kommentaren, die eher sexistischer Natur sind und ihre Weiblichkeit und Sexualität infrage stellen und sie als Frau ganz klar abwerten, sind es die ganzen krass rechten Kommentare, die mich auch wirklich heftigst schockieren. Die Seite ist ein Pulverfass an brauner Scheiß, dass es mir echt richtig schlecht wird. Wirklich widerlich und einfach nur abartig…und traurig. Ich musste die Welt in einem Blog-Eintrag einfach darüber informieren, wie ich das finde, ich konnte da einfach nicht Nichts drüber schreiben. Mal davon abgesehen, wenn man schon dabei ist so hübsche, hetzerische Kommentare zu lesen, fällt mir immer wieder eines auf (und davon hatte ich es auch schon mit meinem Freund): wieso haben meistens die, die „Deutschland den Deutschen“, „Deutschland über alles“ und generell irgendwie total fehlgeleiteten Nationalstolz vor sich her tragen, wieso haben diese Menschen so wenig Respekt vor der deutschen Rechtschreibung?! Gerade denen sollte das doch total wichtig sein, dass man als „Deutscher in Deutschland mit deutschem Nationalstolz und deutschem Wertesystem“ auch die „deutsche Rechtschreibung“ ernst nimmt und respektiert, aber nein, offenbar nicht. Was da geschrieben wird und wie da Rechtschreibregeln und Grammatikregeln verletzt werden, da bekomme ich, als jemand, der sehr viel wert darauf legt und das auch total wichtig findet, grad die Krise. Das ist manchmal echt tragisch…. So, das nur mal am Rande 🙂

Gelebte Integration auf dem Pfeifferhof

Fährt man Richtung Bodensee, verlässt die allseits beliebten „Touri-Routen“ und begibt sich abseits der breiten Straßen immer weiter in die tiefen des Oberallgäus, wo die gelben Ortsschilder aufhören und die grünen Einsiedler-Ortsschilder beginnen, dann ist man auf dem richtigen Weg. Man könnte meinen, hier hört der Fortschritt auf, jedoch beginnt er hier in Sachen Integration und Inklusion behinderter Menschen erst. Der Pfeifferhof und der dazugehörige Verein zur Förderung behinderter und nicht behinderter Menschen ist in keiner Weise dem Stillstand verfallen. Hier ist die Integration behinderter Menschen nicht nur ein schönes Schlagwort, mit dem sich Wahlen gewinnen oder die Gemüter besänftigen lassen, hier ist Integration an der Tagesordnung und somit Gang und Gebe.

Auf dem Pfeifferhof unter der Leitung von Manne und Silke Laib hat man die Möglichkeit, sich der Integration von behinderten Menschen ganz vorsichtig zu nähern, wenn man davor noch nie in Berührung mit behinderten Menschen gekommen ist. Der Pfeifferhof bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, behinderte und nicht behinderte Menschen befinden sich stets in engem Kontakt. Es besteht die Möglichkeit mittels eines Lifters auch als schwer gehbehinderter Mensch auf einem der 23 gut beschulten und absolut lieben Pferden unter den wachsamen Augen von Manne Laib zu reiten, ebenso kann man seiner Kreativität unter Anleitung von Silke Laib freien Lauf lassen und aus einem weißen Blatt Papier oder einem Klumpen Ton herausholen, was schon immer darin schlummerte.
Für die, die schon immer Reitstunden nehmen wollten, besteht die Möglichkeit, bei Mannes Tochter Vera absolut professionelle Reitstunden zu nehmen und einen Einblick in die Anfänge des guten Westernreitens zu bekommen. Der Pfeifferhof bietet ein familiäres Umfeld, in dem man sich als behinderter und auch nicht behinderter Mensch mehr als Wohlfühlen kann. Die Helferinnen und Helfer des Hofes haben keine Scheu, sich der Verantwortung zu stellen, wenn in einer Jugendgruppe von 15 Jugendlichen fünf körperliche oder geistige Behinderungen aufweisen. Die behinderten Kinder werden genauso aufgenommen und akzeptiert, sowie in den Hofalltag integriert, wie die nicht behinderten Kinder – dies spiegelt sich übrigens auch im Umgang der Kinder und Jugendlichen untereinander. Kannten sich die Kinder und Jugendlichen untereinander bis zu ihrem Zusammentreffen auf dem Pfeifferhof überhaupt nicht und hatten manche sogar noch nie Kontakt mit geistig oder körperlich behinderten Menschen, so ist ihnen dies in keiner Weise anzumerken. Niemand starrt die anderen an, scheut sich vor dem Umgang mit ihnen oder grenzt sie aus. Alle sind ein Teil des großen Ganzen und haben einfach einen schönen Urlaub und dies ist vor allem der professionellen und gleichzeitig liebevollen Herangehensweise von Manne und Silke Laib, sowie all den Helferinnen und Helfern auf dem Pfeifferhof geschuldet.

Warum ich mich mit dem Thema „Sexismus“ überhaupt beschäftige?

Ich finde es enorm wichtig, dass man sich der sexistischen Bedeutung mancher Aussagen und Handlungen unbedingt bewusst werden sollte. Ebenso sollte man versuchen, sie zu vermeiden, beziehungsweise andere darauf hinweisen, sollten sie sich sexistisch verhalten oder äußern.

Sexismus ist in meinen Augen ebenso verwerflich wie Rassismus, Faschismus, Antisemitismus und diverse Untergruppen dieser negativen Bewegungen. Sobald jemand aufgrund seines Geschlechts, seiner Hautfarbe, seiner Nationalität, seiner Religion oder Ethnie, seiner körperlichen, sowie seelischen Verfassung (bspw. Behinderung) ausgegrenzt, diskriminiert oder beleidigt wird, ist das in meinen Augen inakzeptabel, sollte verhindert und in jedem Fall vermieden werden. Ebenso finde ich auch hier, dass es sehr wichtig ist, andere darauf hinzuweisen, wenn sie sich falsch verhalten. Es ist wichtig, dass ein Bewusstsein entwickelt wird, dass es nicht in Ordnung ist, andere Menschen willkürlich schlecht und respektlos zu verhalten, bloß weil sie vielleicht „anders“ sind. Man sollte nicht vergessen, dass jeder Mensch irgendwo in irgendeiner Form „anders“ ist. Wir definieren andere Menschen sehr schnell als „anders“, „aussergewöhnlich“, „merkwürdig“ oder nicht „normal“. Aber wer ist denn schon normal???
Ich finde es unnötig, dass man immerzu auf die Unterschiede zwischen verschiedenen Menschen und Personen hinweist und sich sehr selten auf die Gemeinsamkeiten beruft.

Und genauso, wie ich es unnötig finde, beispielsweise zwischen der Hautfarbe, der Nationalität oder Religion zu unterscheiden, finde ich es ebenso obsolet, zwischen den Geschlechtern zu unterscheiden. Denn eine Unterscheidung bietet immer auch den Nährboden für eine Hierarchisierung. Die Gefahr, dass eine Eigenschaft über eine andere gestellt wird, ist in meinen Augen sehr hoch, wenn man erst einmal mit der Unterscheidung und der Einteilung beginnt. Man begibt sich damit auf eine Rutschpiste, die man eventuell immer weiter hinuntergleitet.

In Bezug auf die Religion, die Ethnie und der Nationalität hat sich meiner Meinung nach schon einiges getan. In „meiner kleinen Welt“, also in meinem sozialen Umfeld, ist es verpönt, andere wegen ihrer Religion zu meiden oder sie als minderwertig anzusehen oder als Spinner, ebenso kommt es nicht vor, dass man anderen wegen ihrer Nationalität mit bestimmten Vorurteilen und Stereotypen begegnet oder ihnen bestimmte Eigenschaften aufoktroyiert.
In Bezug auf das Geschlecht muss ich jedoch sagen, dass genau das NICHT vorkommt! Wie häufig hört man den Satz: „…so sind Frauen/Männer halt“, „das macht man nicht als Junge/Mädchen“, „du kannst das besser, du bist ein Mann/eine Frau“ – hier denkt niemand daran, dass es vielleicht falsch sein könnte, so zu reden oder gar so zu argumentieren. Hier denkt niemand daran, dass es in höchstem Maße diskriminierend und herabwürdigend ist, wenn jemand etwas nicht machen darf, aufgrund seinen/ihres Geschlechtes oder ihm/ihr unterstellt wird, etwas aufgrund des Geschlechts nicht zu können oder gar besser zu können.
Hier ist es in Ordnung, weil „….es die Unterschiede ja tatsächlich gibt…“, da sie „…ja biologisch bedingt sind…“ und weil „…es ja schon immer so war und schon immer so funktioniert“. Es denkt aber niemand daran, dass die Unterschiede zwischen Mann und Frau minimal sein könnten und nur durch die Gesellschaft mit einer Bedeutung aufgeladen wurden und immerzu (re)produziert werden. Natürlich gibt es kleine feine biologische Unterschiede, die sind aber nicht so groß, wie die sozialen Unterschiede. Es kommt niemandem in den Sinn, dass wir bestimmte Rollenmuster vorgeben und dass man sich als Mensch in diese Rollenmuster einfügen muss, um andere nicht zu verwirren.

Da heißt es immer: „Sei individuell, geh deine eigenen Wege!“ – wenn man aber hier zum Freigeist wird und als Frau oder Mann „den eigenen Weg gehen möchte“, dann wird man als Querulant abgestempelt und gerade als Frau als Ewiggestrige bezeichnet: Eine, die Alice Schwarzer zu sehr huldigt und zu viel Emma gelesen hat. Denn die „Emanzipation der Frau ist ja schon abgeschlossen…“. Man hört den Spruch, man „solle sich doch um die wirklich wichtigen Dinge im Leben kümmern“ und nicht um so einen Kleinkram. Dass dies aber elementar ist und unsere Gesellschaft sehr beeinflusst, sowie strukturiert und organisiert, darauf kommt niemand. Dass es ohne diesen wichtigen und nötigen Kampf für wahre Gleichberechtigung überhaupt nicht mehr in der Gesellschaft funktionieren würde – schon mal daran gedacht? Und damit meine ich, dass nicht nur eine Frau ihren eigenen Weg gehen soll, sondern auch ein Mann! Auch er soll sich nicht von seiner ihm zugedachten Rolle beeinflussen lassen und sich darüber definieren, wie er sich als „richtiger“ Mann schlägt. Auch ein Mann soll sich nur fragen, wie bin ich als Mensch? Bin ich ein guter Mensch? Ist das, was ich hier tue, wirklich das, was ich will? Oder nur das, was die anderen von mir als Mann wollen?
Ich persönlich betrachte beinahe alles geschlechtsneutral, wenn irgendwo etwas geschlechtsspezifisches steht, denke ich mir das Geschlecht (so gut es geht) weg und ersetze es durch das Wort ‚Mensch‘. Damit möchte ich natürlich die Tiere, Pflanzen, etc. nicht hintenanstellen oder herabwürdigen 😉

Emanzipation heißt…

…nicht, dass Frauen wie Männer oder Männer wie Frauen werden sollen, sondern dass man frei, autonom und selbstbestimmt entscheiden kann, was man tun möchte. Ohne die Beschränkungen von traditionellen Rollenbildern.

Ich bin keine Feministin! Wirklich nicht. Und ich sehe, dass Gleichberechtigung in beide Richtungen gehen muss. Dass eine Frau die Möglichkeit bekommen soll in einer Führungsposition zu arbeiten, aber ebenso ein Mann auch die Möglichkeit bekommen soll, Elternzeit und Vaterschaftsurlaub zu nehmen, ohne dass er sich dumme Sprüche anhören muss, er „sei kein echter Mann“. Ein Mann soll weinen dürfen und Gefühle zeigen dürfen, ohne, dass er Schwuchtel genannt und für schwul gehalten wird! Wenn ein kleiner Junge, einen rosa oder pinken Becher für seinen Saft lieber haben möchte, dann soll er das machen dürfen, ohne, dass er im Kindergarten befürchten muss, dass er mit den älteren Jungs Ärger bekommt. Wenn ein kleiner Junge ein pinkes T-Shirt anziehen will, dann soll er das auch machen dürfen!
Dass ein Mädel auf Bäume klettert, sich die Kniee aufschlägt, auch mal rauft, das ist mittlerweile in Ordnung und in Bezug darauf hat sich das Rollenbild meiner Meinung nach geändert. Ist ein Junge aber vorsichtiger, weint schnell oder möchte lieber mit Puppen spielen, dann ist das ein absolutes No-Go – er könnte ja schwul werden oder kein richtiger Mann…sorry, aber ich glaube nicht, dass ein kleiner Junge sein Begehren ändert, bloß weil er rosa Kleider anhat, weint und mit Puppen spielt. Ihm wird auch nicht der Penis und damit seine Männlichkeit abfallen. Er wird sich sicherlich ganz normal entwickeln.
Übrigens: wenn er schwul ist, dann kann man dagegen sowieso nichts tun…dann ist das eben so und wenn er es nicht ist, dann ist das auch so. Daran ändern seine Kleider- und seine Spielgewohnheiten auch nichts.
Mein Bruder und ich hatten beide eine Puppe und haben zusammen in unserer Spielküche gespielt – er ist nicht schwul geworden und lebt in einer ganz „normalen“ heterosexuellen Beziehung 😉

Hört sich jetzt so an, als würde ich mir selbst widersprechen, weil ich ja im Grunde dafür plädiere, dass sich Jungs wie Mädels verhalten und pink tragen und mit Puppen spielen und viel weinen…aber nein, meiner Meinung nach ist das kein „weibliches Verhalten“, sondern nur Verhalten, dass weiblich konotiert ist und gemeinhin als „weiblich“ bezeichnet wird. Wenn sich ein Junge dazu entscheidet, dann entscheidet er sich nicht „weiblich“, sondern frei.