Beauty & the Nerd

Die neueste Ausgeburt der Prosieben-Sat1-Media AG konnte man Donnerstagabend ab 20.15Uhr auf Prosieben anschauen: Beauty & the Nerd – ein Grund für mich, darüber zu bloggen 😉 Ich wollte einfach mal wissen, um was es genau geht und habe es mir daher mal angeschaut.
8 „Nerds“ oder auch „Sonderlinge“ treffen auf die „8 schönsten Frauen Deutschlands“, wobei ich mich frage, wer das genau definiert…die Frauen sind mehr als durchschnittlich und haben meinem Erachten nach beinahe ausschießlich alle chirurgisch nachgeholfen, vor allem in Bezug auf ihre Oberweite…traurig. Wieder einmal wird den Menschen gezeigt, dass eine attraktive Frau nur mit Silikon-Brüsten einhergehen kann, oder was?! Ist Deutschland schon auf Hollywood-Niveau?

Die Mädels sind ausnahmslos keine Akademikerinnen, ich sage nicht, dass sie automatisch dumm sind, bestimmt nicht. Aber diese Mädels sind es..sie sind ausnahmslos ziemlich hohl und erfüllen das Klischee, der hübschen, strohdoofen Tussi – ebenfalls sehr traurig. Ob sie es tatsächlich sind oder sie nur spielen müssen, weiß ich nicht, bezweifle aber, dass sie so gute Schauspielerinnen sind. Außerdem wäre es noch übler, wenn sie, um in das Sendekonzept zu passen, sich absichtlich dumm stellen würden, weil es so schön in das Bild von hübschen Frauen passt. Denn dann würde ich mich fragen, was das denn nun soll? Will man uns zeigen, dass eine schöne Frau unmöglich auch klug sein kann?
Ebenso erfüllen sie auch mit ihren Berufen sämtliche Klischees: Tänzerin, Stewardes, Sprechstundenhilfe, Model, „Starlet“ (WTF!?), Mode-Verkäuferin, Kellnerinm Kosmetikerin. Anhand der Berufsauswahl der „Beautys“ wird uns wieder einmal suggeriert, dass Frauen ausschließlich in diesen Berufen, die kaum aufstiegschancen, bzw. Karrierechancen bieten, bestehen können und es ja sowieso niemals in höhere Berufsbereiche schaffen können…aber das müssen sie ja auch nicht, sie heiraten ja später eh reich und bekommen Kinder und müssen nicht mehr arbeiten…
Die „Nerds“ sind allerdings Studenten oder Akademiker, die als „Sonderlinge“ definiert werden. Bärtig, schüchtern, langhaarig und eher nicht so modisch gekleidet. Sie sind Physiker, Geographie-Studenten, Kybernetik-Entwickler, Hydraulik-Spezialist, Computerfachmann, Programmierer, IT-Experte, Mathematiker. Typische Männerberufe, oder? Eine Frau in einem solche Beruf? Undenkbar!
Sie werden als Männer als das Klügere, aber nicht so hübsche Geschlecht dargestellt und die Frauen als das schönere, aber nicht so kluge Geschlecht. Ich liebe diese Vorurteile…denn ein kluger Mann kann ja auch unmöglich gutaussehend sein, bzw. ist ein nicht so ganz dem Schönheitsideal entsprechender Mann automatisch wohl ein „Sonderling“…

Gleich in der ersten Challenge sollten die Mädchen von den Jungs gerettet werden –  in James Bond-Manier, der fleischgewordenen Über-Mann. Gibt es jemanden, der an der Männlichkeit von James Bond zweifelt? Und die Frauen müssen natürlich gerettet werden von den Männern, weil sie sich nicht selbst retten können. Was sind wir Frauen auch aufgeschmissen ohne die Hilfe der Männer und ohne deren Rettung! Die Männer hüpfen in Anzügen rum und die Frauen natürlich in Bikinis, offenbar die Kleidungsstücke, die Männer und Frauen am ehesten ihre Vorzügen zeigen lassen. Die Männer sind mal wieder die Macher, das aktive Geschlecht und die Frauen können nur passiv auf ihre Rettung warten und sonnen sich dabei.
Vor der Challenge aber sollten die Männern natürlich erst einmal zeigen, was sie sportlich so drauf haben, denn Männer und Sport das gehört ja zusammen wie der Kaffee zum Frühstück. Ihre Männlichkeit wird anhand ihrer Sportlichkeit gemessen. Ergo: Nur ein Sportler ist männlich und ein Mann, der keinen Sport macht, ist nicht männlich (genug). Die „Sonderlinge“, die eher nicht soo sportlich sind, sind also keine echten Männer, sondern eben „Nerds“.

Insgesamt ist diese Sendung mal wieder eine Show, die vor Geschlechter-Klischees und Vorurteilen nur so strotzt. Es ist traurig und macht irgendwie auch wütend, wenn man sich zu sehr damit befasst und sich zu sehr da hineindenkt.
Natürlich kann man sich die Serie von mir aus anschauen, ich schau sie ja auch an, aber man sollte sich der Vorurteile und Klischees bewusst sein und sie trotz allem gegebenenfalls hinterfragen und nicht einfach so hinnehmen. Gerade in Bezug auf junge Menschen finde ich derartige Shows immer sehr problematisch. Jungen Frauen wird gezeigt, dass sie nur schön und hilflos sein müssen und damit durchkommen und junge Männer stehen unter dem Druck möglichst „männlich“ zu sein und die Frauen beschützen zu müssen. Die Frauen werden lediglich auf ihre Körper und auf ihr Aussehen reduziert, offenbar das Einzige, was als Frau zählt und die Männer werden nur als nicht „männlich genug“, merkwürdig, ein bisschen peinlich und absolut überholenswürdig dargestellt.