Warum ich mich mit dem Thema „Sexismus“ überhaupt beschäftige?

Ich finde es enorm wichtig, dass man sich der sexistischen Bedeutung mancher Aussagen und Handlungen unbedingt bewusst werden sollte. Ebenso sollte man versuchen, sie zu vermeiden, beziehungsweise andere darauf hinweisen, sollten sie sich sexistisch verhalten oder äußern.

Sexismus ist in meinen Augen ebenso verwerflich wie Rassismus, Faschismus, Antisemitismus und diverse Untergruppen dieser negativen Bewegungen. Sobald jemand aufgrund seines Geschlechts, seiner Hautfarbe, seiner Nationalität, seiner Religion oder Ethnie, seiner körperlichen, sowie seelischen Verfassung (bspw. Behinderung) ausgegrenzt, diskriminiert oder beleidigt wird, ist das in meinen Augen inakzeptabel, sollte verhindert und in jedem Fall vermieden werden. Ebenso finde ich auch hier, dass es sehr wichtig ist, andere darauf hinzuweisen, wenn sie sich falsch verhalten. Es ist wichtig, dass ein Bewusstsein entwickelt wird, dass es nicht in Ordnung ist, andere Menschen willkürlich schlecht und respektlos zu verhalten, bloß weil sie vielleicht „anders“ sind. Man sollte nicht vergessen, dass jeder Mensch irgendwo in irgendeiner Form „anders“ ist. Wir definieren andere Menschen sehr schnell als „anders“, „aussergewöhnlich“, „merkwürdig“ oder nicht „normal“. Aber wer ist denn schon normal???
Ich finde es unnötig, dass man immerzu auf die Unterschiede zwischen verschiedenen Menschen und Personen hinweist und sich sehr selten auf die Gemeinsamkeiten beruft.

Und genauso, wie ich es unnötig finde, beispielsweise zwischen der Hautfarbe, der Nationalität oder Religion zu unterscheiden, finde ich es ebenso obsolet, zwischen den Geschlechtern zu unterscheiden. Denn eine Unterscheidung bietet immer auch den Nährboden für eine Hierarchisierung. Die Gefahr, dass eine Eigenschaft über eine andere gestellt wird, ist in meinen Augen sehr hoch, wenn man erst einmal mit der Unterscheidung und der Einteilung beginnt. Man begibt sich damit auf eine Rutschpiste, die man eventuell immer weiter hinuntergleitet.

In Bezug auf die Religion, die Ethnie und der Nationalität hat sich meiner Meinung nach schon einiges getan. In „meiner kleinen Welt“, also in meinem sozialen Umfeld, ist es verpönt, andere wegen ihrer Religion zu meiden oder sie als minderwertig anzusehen oder als Spinner, ebenso kommt es nicht vor, dass man anderen wegen ihrer Nationalität mit bestimmten Vorurteilen und Stereotypen begegnet oder ihnen bestimmte Eigenschaften aufoktroyiert.
In Bezug auf das Geschlecht muss ich jedoch sagen, dass genau das NICHT vorkommt! Wie häufig hört man den Satz: „…so sind Frauen/Männer halt“, „das macht man nicht als Junge/Mädchen“, „du kannst das besser, du bist ein Mann/eine Frau“ – hier denkt niemand daran, dass es vielleicht falsch sein könnte, so zu reden oder gar so zu argumentieren. Hier denkt niemand daran, dass es in höchstem Maße diskriminierend und herabwürdigend ist, wenn jemand etwas nicht machen darf, aufgrund seinen/ihres Geschlechtes oder ihm/ihr unterstellt wird, etwas aufgrund des Geschlechts nicht zu können oder gar besser zu können.
Hier ist es in Ordnung, weil „….es die Unterschiede ja tatsächlich gibt…“, da sie „…ja biologisch bedingt sind…“ und weil „…es ja schon immer so war und schon immer so funktioniert“. Es denkt aber niemand daran, dass die Unterschiede zwischen Mann und Frau minimal sein könnten und nur durch die Gesellschaft mit einer Bedeutung aufgeladen wurden und immerzu (re)produziert werden. Natürlich gibt es kleine feine biologische Unterschiede, die sind aber nicht so groß, wie die sozialen Unterschiede. Es kommt niemandem in den Sinn, dass wir bestimmte Rollenmuster vorgeben und dass man sich als Mensch in diese Rollenmuster einfügen muss, um andere nicht zu verwirren.

Da heißt es immer: „Sei individuell, geh deine eigenen Wege!“ – wenn man aber hier zum Freigeist wird und als Frau oder Mann „den eigenen Weg gehen möchte“, dann wird man als Querulant abgestempelt und gerade als Frau als Ewiggestrige bezeichnet: Eine, die Alice Schwarzer zu sehr huldigt und zu viel Emma gelesen hat. Denn die „Emanzipation der Frau ist ja schon abgeschlossen…“. Man hört den Spruch, man „solle sich doch um die wirklich wichtigen Dinge im Leben kümmern“ und nicht um so einen Kleinkram. Dass dies aber elementar ist und unsere Gesellschaft sehr beeinflusst, sowie strukturiert und organisiert, darauf kommt niemand. Dass es ohne diesen wichtigen und nötigen Kampf für wahre Gleichberechtigung überhaupt nicht mehr in der Gesellschaft funktionieren würde – schon mal daran gedacht? Und damit meine ich, dass nicht nur eine Frau ihren eigenen Weg gehen soll, sondern auch ein Mann! Auch er soll sich nicht von seiner ihm zugedachten Rolle beeinflussen lassen und sich darüber definieren, wie er sich als „richtiger“ Mann schlägt. Auch ein Mann soll sich nur fragen, wie bin ich als Mensch? Bin ich ein guter Mensch? Ist das, was ich hier tue, wirklich das, was ich will? Oder nur das, was die anderen von mir als Mann wollen?
Ich persönlich betrachte beinahe alles geschlechtsneutral, wenn irgendwo etwas geschlechtsspezifisches steht, denke ich mir das Geschlecht (so gut es geht) weg und ersetze es durch das Wort ‚Mensch‘. Damit möchte ich natürlich die Tiere, Pflanzen, etc. nicht hintenanstellen oder herabwürdigen 😉