Unisex-Toiletten in Berlin!

Heute hab ich einen Focus-Artikel gelesen, den ich gerade mal weiter empfehlen möchte. Es geht um Unisex-Toiletten. Dies ist meiner Meinung nach ein Schritt in eine Richtung, die ich nur unterstützen kann. Nämlich, dass Toilettentrennung Schwachsinn ist, sowie die dichotome Einteilung der Geschlechter in *männlich und *weiblich.
Betrachtet man es mal bioloisch, dann stellt man fest, dass wir Menschen auf der Toilette, ganz gleich, ob wir männlich oder weiblich oder sonst was sind, derselben Tätigkeit nachgehen. Es gibt keinen Grund für eine Absonderung und eine dichotome Einteilung. Die biologischen Unterschiede werden kulturell ausgebaut und mit einer Bedeutung aufgeladen, die total überzogen ist. Es gibt keinen Grund, warum es zwei Toiletten gibt! Es könnte genauso einfach nur eine Toiletten geben, die für Männer und Frauen und Transsexuelle und Intersexuelle ist. Denn, wenn es nur eine Aufteilung in männlich und weiblich gibt – wo geht dann ein Intersexueller Mensch hin? Denn biologisch gesehen und auch kulturell passt er/sie in keine der beiden Kategorien und möchte auch in keine der beiden Kategorien reingepresst werden!

Analog zu den „kleinen biologischen Unterschieden“ (Goffman, 1994: Das Arrangement der Geschlechter) in der Gesellschaft – der Mann hat einen Penis, die Frau eine Vagina – werden in der Gesellschaft riesige soziale Unterschiede gemacht. Die Frau bekommt bei besserer oder gleicher Qualifikation höchstwahrscheinlich nicht den begehrten Job, denn es besteht die Möglichkeit, dass sie demnächst ein Kind bekommt, wenn sie zwischen 25 und 40 ist, dass aber auch ein Mann Erziehungsurlaub nehmen kann und dann ausfällt, daran denken ArbeitgeberInnen selten und geben ihm den Job, selbst wenn er schlechtere Qualifikationen aufweist.

Die Geschlechterunterschiede, die in der Gesellschaft gemacht werden, sind jedoch keine biologisch vorgegebenen Beschränkungen, sondern schlichte Erfindungen und Projektionen in die Natur. Immer mit der Ausrede, „es sei doch natürlich so“. Es ist natürlich, dass sich die Frau um die Kinder kümmert, weil sie nun mal Brüste hat und Milch geben kann und genetisch dafür besser geeignet ist. Dies ist jedoch schlicht und ergreifend einfach falsch!
Die Institutionen, die eine Geschlechtertrennung vollziehen, bewirken, dass wir glauben, nicht sie, die die Trennung im Grunde erfinden, sondern die Natur selbst sei für diese Trennung und diese Geschlechterordnung verantwortlich. (Goffman nennt diesen Vorgang übrigens „institutionelle Reflexivität“)

Unisextoiletten (Raststätte)

Dass Toilettentrennung überflüssig ist, hat mir auch schon einmal eine Autobahnraststätte gezeigt, hier gab es eine Toilette für Behinderte – haben die übrigens kein Geschlecht? Es gibt nie Frauen-Behindertentoiletten oder Männer-Behindertentoiletten, sondern immer nur eine für alle Geschlechter.
Es gab eine Toilette mit Wickeltisch für Männer und Frauen, sowie nur eine Toilette ohne Wickeltisch, jedoch auch für Männer und Frauen (und natürlich alle anderen!).

Ikea: Männertoilette mit Wickeltisch

Ikea zeigt auch, dass sie weiterdenken, es gibt zwar keine Unisex-Toiletten, dafür aber einen Wickeltisch in der Männertoilette. Offenbar wird Babys wickeln nicht mehr nur als „Frauensache“ gesehen, sondern auch als etwas, was ein Mann durchaus in der Lage zu tun ist.

Diese neue Entwicklung mit den Unisex-Toiletten ist in meinen Augen ein super Weg der Subversion der herrschenden Vorstellungen, dass es eine Männer- und eine Frauentoilette geben muss. Denn auch die Kategorien „männlich“ und „weiblich“ sind reine Konstruktionen, das sieht man daran, dass es so viele intersexuelle und transsexuelle Menschen gibt. Wieso sollte es diese Menschen denn geben, wenn es doch „so natürlich“ ist, dass es Mann und Frau gibt? Denn Fakt ist, es gibt sie und sie sind gesund und somit keine Mutation oder sonst irgendwas, sondern einfach Menchen, wie du und ich!

Literatur:
Goffman, Erving (1994): Das Arragement der Geschlechter.